...und die Prüfungskommission lachte
Lernen und Scham – Wenn Fehler zu Fallstricken werden
Heute widmen wir uns einem besonders sensiblen Thema: dem Umgang mit Fehlern und der damit verbundenen Scham. In unserer neuesten Podcast-Episode haben wir eine erschütternde Geschichte von einer Zuhörerin erhalten, die uns tief berührt hat.
Stell dir vor, du sitzt in deiner Abiturprüfung – angespannt, nervös, wissend, dass es um alles geht. Du machst einen Fehler, einen Moment der Unsicherheit, der jedem passieren kann. Doch anstatt dass dieser Fehler als Lernmoment erkannt wird, passiert das Unvorstellbare: Die Lehrkraft oder sogar die Prüfungskommission lacht lauthals darüber.
Wenn Fehler zur Scham führen
Fehler sind ein natürlicher Bestandteil des Lernens. Doch in einem solchen Moment der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden, hinterlässt Spuren. Es führt zu Scham, und diese Scham kann tief sitzen. Anstatt aus dem Fehler zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen, bleibt der bittere Nachgeschmack der Demütigung. Scham blockiert nicht nur das Lernen, sondern kann auch das Selbstwertgefühl langfristig untergraben.
Die Erfahrung, wegen eines Fehlers ausgelacht zu werden, ist nicht nur unangemessen, sondern auch zutiefst kontraproduktiv. Es schafft eine Atmosphäre der Angst und der Unsicherheit, in der Lernende sich nicht mehr trauen, Risiken einzugehen oder ihre Gedanken frei zu äußern. Dieser toxische Umgang mit Fehlern kann die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden erheblich belasten.
Fehler als Helfer: Eine neue Perspektive
Dabei sollten Fehler genau das Gegenteil bewirken: Sie sollten als Helfer gesehen werden. Fehler zeigen uns, wo wir noch Lernbedarf haben, wo wir wachsen können. Anstatt uns für unsere Fehler zu schämen, sollten wir sie als wertvolle Rückmeldungen annehmen.
Eine positive Fehlerkultur kann die Beziehung zwischen Lehrkraft und Lernenden stärken. Wenn Fehler als normal und hilfreich betrachtet werden, entsteht eine Atmosphäre des Vertrauens und der Offenheit. Lernende fühlen sich ermutigt, Fragen zu stellen und Neues auszuprobieren, ohne Angst vor Verurteilung. Dies fördert nicht nur das individuelle Wachstum, sondern auch das Miteinander in der gesamten Lerngruppe.
Der Umgang mit Fehlern: Ein Beziehungsanker
Der Umgang mit Fehlern ist ein wesentlicher Bestandteil jeder Beziehung – sei es im Klassenzimmer, am Arbeitsplatz oder im persönlichen Umfeld. Wenn wir mit Mitgefühl und Verständnis auf Fehler reagieren, senden wir eine klare Botschaft: “Es ist in Ordnung, nicht perfekt zu sein. Es ist in Ordnung, Fehler zu machen.” Diese Haltung schafft nicht nur Vertrauen, sondern auch die Basis für eine tiefergehende und respektvollere Beziehung.
Umgekehrt kann der falsche Umgang mit Fehlern – sei es durch Lachen, Beschämung oder gar Strafen – das Vertrauen untergraben und die Beziehung schwächen. Lehrkräfte, die Fehler der Lernenden belächeln oder gar verspotten, riskieren nicht nur das Lernklima, sondern auch die mentale und emotionale Gesundheit ihrer Schüler.
Fazit: Lernen ohne Scham
Unsere Zuhörerin hat uns durch ihre Geschichte daran erinnert, wie wichtig es ist, Fehler mit Respekt und Sensibilität zu behandeln. Lassen wir uns durch ihre Erfahrung dazu inspirieren, eine Lernkultur zu schaffen, in der Fehler willkommen sind und als das betrachtet werden, was sie sind: Chancen zum Wachsen.
Fehler sind keine Schwächen, sondern Helfer auf unserem Weg des Lernens und der persönlichen Entwicklung. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, eine Bildung zu fördern, in der Lernen ohne Scham möglich ist und in der jeder Fehler uns einen Schritt weiterbringt – hin zu einem besseren Verständnis und einer stärkeren, vertrauensvolleren Beziehung.
Vielen Dank fürs Lesen. Teile uns deine Gedanken und Erfahrungen mit – zusammen können wir das Lernen besser machen!
Euer Team von “Lernen ohne Schmerz”